Bärstadter Kerbespruch 1988

 

Euch gilt mein Gruß, Ihr gute Leut,

habt euch versammelt, jetzt und heut,

um zu hören, wie alle Jahr,

de Kerbespruch, des ist doch klar.

Die Reih’ is jetzt zu mir gefalle,

um Ihn hier für euch zu halle.

Ich hab jetzt ganz schee Lampefieber,

bei euch do unne wär ich lieber.

Doch jetzt wern ich berichte
was so passiert sin für Geschichte!

 

Vor hundert und ich weiß nicht mehr genau die Jahr,

als hier von uns noch keiner war,

ward unsre Kirche eingeweiht,

zum Tempel für die Christenheit.

Auf festem Grund steht sie gebaut und trotzet jedem Sturme,

und ihre Glocken rufen laut vom hohen Turme.

 

Sie laden uns zur Feier ein und mahnen zum Gebet.

Sie bringen uns den Morgengruß und tönen,

wenn der müde Fuß des Nachts zur Ruhe geht.

Selbst ihre Trauerklänge hallen,

wenn wir nach jener Stätte wallen.

 

Doch vor allem sei ein Ziel gesteckt,

dass uns kein Feuerruf mehr weckt.

Drum wollen wir den Bund erneuern,

und heute unsre Kirchweih feiern. – V i v a t!

 

Zigaretten rauchen ist gefährlich!

Des tut auf jedem Päckche’ steh,

nit nur vorm Rauch, wird gewarnt alljährlich,

horcht mir zu, wie’s aam tat ergeh:

 

Es war in der Silvesternacht,

der Kunne hat sich Haam gemacht
die Feier war für ihn erum:
Projekt Neujahr, Genacht,
ich leg mich jetzt um!

Aa Zigarett sich angesteckt
un mit Klamotte auf’s Bett sich gestreckt.

Sein Vater ging noch mal vor’s Haus
un hot geführt es Hündche aus.

Beim seim Sohn hot’s Licht noch gebrennt,

de Ebi ist hoch bei ihn gerennt
un des war gut des er ihn fand,

weil dem sei Hemd in Flamme stand!

„Hey, du brennst!“ des war sei Schrei
un hot geholt schnell Wasser bei.

Man kann sage: er hat Glück,

kaputt war nur es Hemd, des gute Stück.

Vielleicht paar Stund’ später,

schnell kann’s gehe,

hätt nur noch Asch’ im Bett gelehe!!! – V i v a t!

 

Im Herbst do schneid mer aller Ort’s
die Bäum un aach die Hecke korz.

Wohin mit’m Geäst? das ist die Frage,

die alle Jahr die Leut tut plage.

Aaner hier aus unserm Ort,

der über’m Rote Berg noch aa Wiesche hot,

dat do hier fahrn all sei Hecke
um sie dann in Brand zu stecke.

Auf Äcker un Wiese do lag schon Schnee,

des Feuer zu mache tat nit so leicht geh’.

Doch bald gab’s Flamme, wenn
aach kaa hoche,

de Willi hat sich grad aa

Flasch Bier aufgezoche,

do kam vom Rote Berg en Mann
im Trab und mit’ner Schneeschipp an,

er wirft ihm aa Ladung Schnee ins Feuer
des Willi denkt: „des Ungeheuer!“
un nimmt die Mistgabel in die Hand,

die nebendran am Wage stand,

er hält sie dem Mann vor die Brust
voller Graus
un sagt:

„noch aa Schipp Schnee,

dann is die Luft raus“!!!

Dem Schneemensch dem wurd’s

Angst und Bang
un lief schnellstens einen
Heimweg lang.

Do host geseh’ des hier auf’m Land,

wenn’s sei muß die Gabel is schnell
bei de Hand!!! – V i v a t!

 

Autofahrer die hun’s schwer!

Des is für uns nix neues mehr.

Im Winter bei de glatte Gasse
do hat sich aaner was einfalle lasse:
Beschwere wollte sein Mazda
drum hotte genomme en riese Basalt Staa.

Zwaa Mann die musste schon her
um helfe zu trage, des Tier war so schwer.

Der kam dann in de Kofferraum,

doch’s fahr’n, des war wohl gar kaan Traum.

Sei Gewicht hot nix bewerkt,

erschrocke hotte dann bemerkt,

erst als es Auto stehen blieb:
“Mensch! Des is jo en Frontantrieb“! – V i v a t!

 

Die Kerbegesellschaft wollt,

wie fast jed Jahr
e’mo fort fahrn, soweit war des klar.

Luzern des war unser Ziel
un des mit de Bahn, weil uns des gefiel.


Hie gefahrn simmer in neuem Wage,
mer konnte’s kaum fasse,

verbote war’s rache!

Doch war des alles nit so schlimm
weil wir ja Beweglich sin’.

Dann war’n wir nach langer Reise
endlich auf de Schweitzer Gleise.

Vor’m Hotel in Luzern do simmer erschrocke,

uns tat fast de Atem stocke,

über’m Eingang do stand in Buchstabe groß:
“ALKOHOLFREIES HAUS“, ei ich glaab es geht los!

Ansonsten war’s schee, wie’s immer so giht
und zu trinke hummer trotzdem krieht! – V i v a t!

 

Ihr liebe Leut, ihr Gute all,

mer schwätze jetzt von unsrer Hall:
Des Bürgerhaus des is’ ganz schee
doch habt Ihr den Keller schon mo geseh?
Keller zu sage, des is schon gut
der is jo nit größer wie mein Kerbehut.

Wenn jeder Verein tät sein Anteil verlange
mer müsst um de Platz für die Türschlösser bange!

Na gut, de Keller is jetzt gebaut
aach ich huns irgendwann verdaut,

doch is es Mahnung, für alle Zeite,

denn so was des tut uns nur Kummer bereite. – V i v a t!

 

Immer dieselbe, des is jetzt mei Thema,

seit Jahr’n is des es selbe Dilemma:
Feiern in Bärstadt des is e’ Freud,

des kann ich erzähle Ihr liebe Leut.

Fast jeder Verein hot sei Feste
doch hingeh’ tun immer die gleiche Gäste.

Bei dene do is aach was los,

mer fühlt sich wie in Mutter’s Schoß,

doch will ich jetzt e’mo betone:
es würd’ sich vielleicht aach
für annern lohne.

Ihr annern Leut, ich tu euch bitte:
kommt aach e’mo in unsere Mitte! – V i v a t!

 

Dies Jahr war das Lindenfest
wie immer ein Spaß für alle Gäst.

Es Wetter war nit so, die

Stimmung war gut
und schee konnt mer sitze
mit Bier und ruhig Blut,
Hinterm Bier – Stand, do tat steh:
en Kühlwage vom Eierle,

in dem de Alex sich befand
als drauße einer hat erkannt:
“Mensch, do drin steht so viel Suff,

wer lässt dann do die Tür nur uf?“
Er macht se zu, is weiter gange
un hat uf die Weis de Alex gefange.

Ein ungewohnte Aufenthalt,
do drin war’s dunkel und aach kalt,

doch war er schlau und wußt wie’s geht
un hot de Bierhahn zugedreht.

In de Bier-Bud trat ein,

de schlimmste Fall,

e Katastroph’, die Brüh’ is all!
Mit mehrere Leut wurd de Alex befreit,

er sprach nur: „des wurd aach Zeit“ – V i v a t!

 

Unsern Feuerwehrhauptmann ist Jubilar!

weil er wurd’ im August fünfzig Jahr.
Er wurd’ mit em Fackelzug geehrt
und bekamm was besonderes beschert.

Sein rote Mercedes bekam e’ blau Licht,

do hat’sei Fahrzeug e’würdig Gesicht.

Natürlich durfte’s nit behalle
doch ich glaub des tät’em schon gefalle! – V i v a t!

 

Vor 5 Jahr hatte sich e’paar
Kunne gesacht:

jetzt werd e’mo was für de
Körper gemacht.

Schoppemannschaft war des Kind
was do seinen Anfang nimmt.

Jed’ Fußballspiel war äußerst lustig,

und hinterher war’n all sehr durstig,

doch des is schon lange her,

heut is des nit ganz so mehr.

Nit nur beim Spaß aach beim gewinne
wolle se ihr Erfüllung finne.

Die Mannschaft is jetzt schon so gut,

das sie Pokale hole tut,

sodas manche sich schon überlege
ob se nit größern Mannschafte
vom Platz könne fege.

Des Vereinsheim des is schon gebaut,

aach wenn’s jetzt de Ebi vom Sockel haut.

Im Sommer konnt mer lese des Schild
wo es hin zu gehe gilt.

Des Vereinsheim des is wirklich fein
doch der Garten is als Sportplatz zu klein.

Ein Sportplatz der muß hurtig her
für Bärstadt langt kein

Kleinsportfeld mehr! – V i v a t!

 

Polterabend, was e’ Freud,

do komme immer en haufe Leut.

Bei Radi und Mali, des war klar,

des do es halbe Ort war da.

Nur einer der ist abgerickt,

er hat auf e’ Versammlung sich verdrückt.

Angst hat e’ gehabt um sei Haus
des war dem seit Woche ein einzige Grauß.


Er kam Heim un Mitternacht
hot im Hof de Staubsauger angemacht
und is dann, ganz unverdrosse
de letzte Schnipsel Papier nachgeschosse.

Und als der Walter nicht mehr wach,

war unte im Hof ein höllische Krach.

Vor de Scheuer do machte fünf Mann,

sich mit’em Sack-Karren an de Kübel ran.

Umfalle sollte, doch gings nit so toll,

weil nit nur der Kübel, aach die Kerle war’n voll.

Auf `em Balkon hat de Walter ein Stuhl schnell erklomme
um über sei Geranie zu komme.

Hätt’s aaner geseh, der hätt gelacht,

weil der Stuhl, der ist gekracht.

Die Bube sin Heim, de Walter in’s Haus,

der Polterabend der war aus.

Jetzt kommt die Moral von der Geschicht:
je größer der Spaß, je mehr geschwätz
mer drum micht! – V i v a t!

 

Was gutes will ich noch erwähne
des unser’n Ort jetzt tut verschöne:
Der Hirschborn der is neu gemacht
mit Brunne, Pfosten und Blumenpracht.

In die Pfoste, als sie gegosse
wurd unser Wappe eigelosse.

Das befahren vom Hirschborn,

des fällt jetzt schwer
er wird bewacht vom Bärstadter Bär! – P r o s t!

 

Des Häusche vor de Feuerwehr,

des macht jetzt aach ganz schee was her.

Die Männer der Wehr, die habbes gestriche,

tate die Farbaach selber mische
aach drumher wurd viel gemacht,

de Gemaa sei hier e’ Lob gesacht! – V i v a t!

 

Des war’s, mehr hab ich nit auf mei’m Papier
ich hoff, Ihr bleibt noch bis’che hier.

Ihr müsst aach unbedingt versuche:
die Worscht, die Steaks und unsern Kuche.

Mein Mundschenk hot mich gut versorscht,

gab mir zu trinke für mein Dorscht.

Du hielst so schee meiGläs’che fest,

trink du’s jetzt leer und laß kaan Rest!

 

An dieser Stell sei noch genennt
wer de Hammel uns gespennt:
Mein Dank gilt ganz dem SilliKall,

so nennt mer de Bernd, von Fall zu Fall.

Danke schee aach für’s Titelblatt,

was de Hennes entworfe’ hat.

Aach euch all, die es vollbrachte’

und heut’ den schöne Umzug machte.

Jetzt feiert schee und habt viel Spaß,

macht’s gut Ihr Leut, ich wünsch euch was! – V i v a t!